stell dir vor, lieber leser, liebe leserin,
du gehst nachts eine abkuerzung durch den park oder uebers feld. eine landschaft der verlorenheit und du geniesst es, ueber dir die sterne zu sehen.
von leuten hattest du am tag genug. der abend in der kneipe war toll, aber jetzt, jetzt moechtest du alleine sein und nichts ist besser dafuer als ein naechtlicher spaziergang.
die luft ist klar und frisch, du atmest tief ein, siehst noch einmal all die bilder des tages als fetzen durch deine gedanken schiessen und gehst und gehst und gehst.
ein ast streift deinen arm und du erschreckst dich leicht, wachst aus deiner zufriedenen selbstvergessenheit kurz auf, bemerkst deine umgebung und spuerst dein alleinsein. du pfeifst ein lied und laechelst weil das erschrecken so unsinnig ist.
auf einmal meinst du, hinter dir schritte zu hoeren, und dein laecheln vertieft sich. natuerlich hoert man nachts schritte, wenn vorher ein ast den arm gestreift hat.
dein laecheln verschwindet als du merkst, dass du reale schritte hoerst.
kraeftige schritte. schritte, die dein tempo haben und halten.
das findest du heraus, indem du mal schneller, mal langsamer gehst.
rechts ist natur, links ist natur, und du bist mitten auf dem weg und nicht allein. all deine sinne schaerfen sich, dein herz schlaegt schneller, faengt fast an zu rasen.
du atmest regelmaessig, moechtest der panik nicht verfallen, die dich doch schon in ihrem
unnachgiebigen griff haelt. das einzige, was dir bleibt, ist weiterzugehen, schnell die sicherheit der menschlichen naehe zu erreichen. du verlierst deine realistische zeit- und raumeinschaetzung. du fuehlst die laenge des weges nicht mehr. du hoerst nur noch diese schritte und ein fremdes atmen.
du ueberwindest dich, weil du weisst, dass aktion besser als passivtaet ist, und drehst dich um.
hinter dir geht eine frau.